Interrail Belgrad - Sofia - Istanbul - Thessaloniki - ... / Tag 5 in Istanbul

Donnerstag

Diese Stadt mit ihren 20 Millionen Einwohnern und einem Umkreis von 125/150km  ist ein Wahnsinn, das kann man nicht begreifen wenn man touristisch durchwandert. Jeder hat ein Business, versucht Geschaeefte zu machen und dich zum laden seines Onkels, Bruders oder aehnliches zu bringen. Die Standardfrage von den Turken ist "Woher kommst du"

Habe heute auch schon einen Riesenstreit angefangen mit dem Hotelbesitzer weil ich ausziehen wollte. Wir kriegen hier fuer 27 euro die nacht zum fruehstueck gurken, ein bisschen kaese und nescafepulver mit milchpulver versetzt, duerfen uns die wasserflaschen beim tank nicht auffuellen etc. haette auch ausziehen koennen nach einer halben stunde streit, da daneben ein hostel um 10 euro ist, wo man fruechte tuerkischen kaffee etc. bekommt. Aber dann haette mein zimmermitbewohner das ganze zimmer alleine zahlen muessen die naechsten paar tage. ich bin halt einfach backpacker...


Am Tage die letzte Moschee des Urlaubs begutachtet, dann noch ein bisschen moderne Istanbuler Kunst reingezogen und auf in die Gecekondus, die es ja angeblich nicht gibt. Der Rezeptionist vom Hostel nebenan war so nett uns ungefaehr den Weg zu sagen und los gehts, wir sechs Leute, auf 50/50-Frauen-Maenneranteil wurde geachtet, man kann ja nie wissen, eine Stunde im Bus Richtung Norden. Als wir dann dort ausstiegen, dachten wir so bei uns, na das kanns ja wohl nicht sein, lauter normale Haueser und ein Hafen… Also lauter nur tuerkische sprechende leute gefragt, ja wo gehts denn nun hin? Aha, noch weiter den Berg mit so einem kleinen Minibus hinauf in den Stadtteil Kocatas. Ein Lira an den Chauffeur und weiter!

Schon beim rauffahren mussten wir bemerken, dass hier die aermsten anscheinend den groessten Reichtum besitzen. Je weiter du den Berg mit dem Minibus hinaufkletterst, umson schooner wird die Aussicht ueber Istanbul, aber selbst von hier oben ist es unmoeglich die unendlichen Weiten dieser Stadt auszumachen. Die Luft wird klarer, der Himme, faerbt sich gerade ins Abendrot, am Gipfel steigen wir aus.

Wir sind Aliens, europaeische Aliens. Gegenueber vom Busstop, der eigentlich so nicht existiert, da der Fahrer ueberall stehenbleibt wo du ihm Bescheid gibst, sitzt eine Gruppe Kinder, die uns zuerst entgeistert anstarren. Mein erstes “Selamm” bricht dann aber das Schweigen und der erste Junge, um die 7 bis 8, kommt auf uns zu und fragt mit perfekter Aussprache: “Hello, nice to meet you! Whats your Name?”. Das war dann aber auch schon wieder das ganze Repertoir, Sie laden uns ein mit ihnen Fussball zu spielen, Jakob nimmt die Herausforderung an waehrend wir staunend die gegend erkunden. Ich finde eine erhoehte Felsformation, die ich besteige und mein anfaengliches Denken des aermlichen Reichtums bewahrheitet sich. Ich weiss nun warum die ganzen reichen Magnaten diese Leute aus ihren hauesern vertreiben wollen. Vor mir tut sich der Blick auf eine nicht enden wollende Waldlandschaft auf, wie ich sie mir nie erwartet haette. Drehe ich mich um 180Grad erblicke ich wieder die unendlichen Weiten Istanbuls.

Von den anfaenglichen Provisoriumsbauten ist heute dank der stetigen Weiterentwicklung der eigenen vier Waende durch die Bewohner und deren Verwandtschaft nicht mehr viel uebrig, wohl doch erkennt man die Einfachheit der Bauten.

Ich nenne diesen Trip nach Idee der lieben Kaya :  “Auf der Suche nach den verlorenen Slums”

Wir entschliessen uns zu Fuss ins Tal zu wandern, die Kinder folgen uns noch eine Zeit lang, und essen praechtigen Fisch in Saryier, dem naechstgelegenen Fischerdorf.

Der Abend wird von tuerkischem Liverock gekroent, in einem Lokal namens Pikap (Imam Adnan Sokak).

 

Cya