Interrail Belgrad - Sofia - Istanbul - Thessaloniki - ... / Tag 4 in Istanbul

Mittwoch


Und was gibts dismal nach dem Aufstehen? Moscheen… Aber naja, nachdem wir das auch abgehakt hatten endlich zum Grand Bazaar, derm groessten ueberdachten Marktplatz Europas. Ich hab ja gedacht ich haette schon ueberrissen, dass man in Istanbul alles kaufen kann, aber der Basar hats mir nochmal so richtig gegeben.

Funkel-Funkel, Bling-Bling ueberall soweit das Auge reicht. Dutzende kleine gaesschen, die dich von Viertel zu Viertel fuehren. In einer Ecke Goldjuweliere, in der naechsten Silberhaendler, dann bieten Haendler ihre gewuerze aus nah und fern an, lederwaren, billige Kleidung, Kupferwaren, alles hat hier seinen Platz.

Ich bin ja ein Shoppingcenter-Allergiker, aber das waere echte jedem zu viel. Du kannst an keinem einzigen Laden, oft kann mans auch nur Nische nennen, auch nur kurz stehenbleiben zum schauen, schon umschwaermen sie dich mit dem tuerkischen Standardsatz: “From where are you?”. An naechster Stelle kommt dann “Yes, please?”, obwohl du nichts gesagt hast und “cheap, cheaper, good quality!”.

Als wir dann endlich draussen waren, mein Vorsatz nichts zu kaufen ist leider nicht in Erfuellung gegangen, und mein Schaedel gerade mal so nicht explodiert ist eine kleine rundherum gemacht und ploetzlich… alles still. Du gehst nur zwei Strassen weiter und wanderst durch Gaesschen voll von heruntergekommenen kleinen Laeden und Restaurants, wo die Leute ganz normal wirken, extrem hilfsbereit sind und das Essen auf einmal so gut wie nichts mehr kostet.

Also in einen kleinen Laden gesetzt, ein paar Sorten Fleisch auf einem Bratenspiess ausgesucht, wenn man in Istanbul ist sollte man auf jeden Fall “Kokorec”(Lammeingeweide auf Darm aufgewickelt auf einem Spiess gebraten) probiert haben, und schon ist der Tisch gefuellt mit frischem Salat, Tomaten und zum abrunden einem “Ayran”, ein salziges Joghurt-Wasser-Erfrischungsgetraenk.  Ich meine, habt ihr schon mal von einem Laden gehoert, wo man sagt man will eine Beilage aus demm Imbiss nebenan und der Kellner holt es dir auch noch bereitwillig? Und fuer diesen ganzen Leckerschmaus haben wir umgerechnet 7,50 bezahlt!

Noch eine Verdauungszigarette hinterher, ploetzlich ein Aufschrei und die Strasse vor uns erwacht zum Leben. Leute kommen aus Hauesern und Geschaeften gestuermt und der Kellner zeig uns Froehlich gelaunt zur Erklaerung einen Wettschein. Anscheined lauft gerade ein tuerkisches Fussballspiel und seine Mannschaft hat soeben ein Tor geschossen.

Erheitert von dem ganzen gehen wir weiter und kommen auf einen kleinen Platz in einer Seitengasse, wo uns rund 20 tuerkische Gesichter von jung bis steinalt fuer ein paar Sekunden anstarren und dann den Blick wieder auf einen kleinen Minifernseher wenden, dessen Antennenkabel ein Stueckchen die Wand zu einem frei in der Luft haengeden Satreceiver geht und danach seinen Weg zu einer Satellitenschuessel ausserhalb unseres Blickfeldes fortfuehrt.

Wir sind so angetan von dem Schauspiel, dass wir den von einem Mann in den Mittfuenfzigern angebotenen tuerkischen Kaffee gerne annehmen.

Weiter gehts zum Sonnenuntergang, den wir uns Arm in Arm auf ein paar Felsen der Bosporuspromenade liegend zusammen mit den Manoevern der riesigen vor Anker gehenden Frachter ansehen und geniessen. Es war wirklich strange, dass die moisten vorbeischlendernden Leute uns entweder anstarrten oder irgendwas unverstaendliches zujubelten, egal ob jung oder alt, die Istanbuler hatten Aehnlichkeit mit ein paar unserer Exkursionskollegen.

Und noch abstrakter wurde des dann, als wir entlang der Promenade aufbrachen und sich eine Art Mini-Donauinselfest vor uns auftat. Hunderte froehliche junge Leute sassen da ploetzlich auf den Wiesen mit einem Efesbier in der Hand oder ausgelassen zu einer der unterschiedlichsten Bands tanzend und du konntest nichts anderes tun als dich mitreissen zu lassen…