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Wie viel Drama braucht ein Zuschauer auf der Bühne?
30.05.2012
Bei der Premiere von Tanz Nite auf der Studiobühne im „Wilden Mann“ ist mir die Balletttruppe der Oper Graz positiv aufgefallen. Insbesondere sprach mich die Verbindung von modernem Tanz und klassischem Ballett an. Auffallend heiß und erregend war ihr  Auftritt zur Musik von Beyoncé „Single Ladies“. Durch die Verlosung von Eintrittskarten für die Premiere von „Dido and Aeneas/ DAN“ in der Grazer Oper am 24. Mai 2012 während der Premiere von Tanz Nite bin ich erst auf diese Produktion aufmerksam geworden.

Entgegen meiner Erwartung zeigte sich die Aufführung von „Dido and Aeneas/ DAN“ selbst alles andere als heiß oder erregend.  Eine Zuschauerin meinte, ihr habe eine gewisse Professionalität gefehlt. „Sie sollten sich besser vorbereiten“, so ihre Aussage. Lag es an den Sängern und Tänzern, dass das Stück den Eindruck einer auf die Schnelle zusammengeflickten Produktion machte, oder war das Montagehafte die Absicht des Regisseurs?

„Dido and Aeneas“ (ein Tanzabend von Darrel Toulon), das zugleich Oper und Ballett war,  erinnerte an einen Psychothriller ohne Aussicht auf ein Happy End. Sowohl die Monologe und Dialoge als auch die zuckenden Bewegungen der TänzerInnen und die nervenkitzelnde Musik haben das bewiesen.  Die Aufführung kam etwas gestückelt rüber: Bühnenbild, Tanzbewegungen, Sprache, Musik bildeten keine Einheit und alles passte irgendwie nicht zusammen. Man ist verzweifelt bei der Suche nach einem Leitfaden.

Die Darstellung einer Frau als eines Opfers, das verlassen und somit verraten wurde und sich deswegen das Leben nimmt, gibt einer Zuschauerin, die beruflich als Übersetzerin tätig ist, den Anlass, diesen Akt als moderne Emanzipation einer Frau  zu sehen.  Wie viel hat Emanzipation mit dem Jammern und dem Gefühl ein Opfer zu sein an sich? Warum ist eine Frau immer Opfer? Warum wird ein Mann immer als Retter und Beschützer dargestellt?

Der erste Teil brachte so manchen Zuschauer in leichte Verwirrung. Denn es wurde nicht erwartet, dass es sich um zwei unabhängige Stücke handelt. Während der erste Teil nur von wenigen jungen ZuschauerInnen interessant gefunden wurde, wuchs die Spannung auf den zweiten Teil. Vor allem interessierte, wie die beiden Stücke nun zusammen gebracht würden.

Auch wenn es sich im zweiten Teil um Liebe handelte, wurde diese mit dem schwarzen Bühnenbild, der depressiven Musik und einem phlegmatischen Tanz ins Dunkle getrieben. Die wenigen offenbar als sexuell zu interpretierenden Bewegungen kann man wiederum nur als technisch bezeichnen. Welcher Tanz ist sexuell? Salsa? Oder ist jeder Tanz pure Technik?

Anzumerken ist, dass die Aufführung „Didi and Aeneas/ DANN“ überwiegend von einem  älteren Publikum besucht wurde. Ein Teil der Zuschauer hat die Oper bereits nach dem ersten Teil verlassen. Der Rest hoffte auf eine bessere Fortsetzung.

Nichtdestotrotz ernteten die Tänzer und Sänger heftigen Beifall. Ob nicht aus Dankbarkeit, dass die Zuschauer endlich den Saal verlassen durften?!

 
 


 


 
Varvara Shcherbak

Fotos: Werner Kmetitsch

die-frau.at