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Mihály Munkácsy - Depressionen brachten dem Malerfürsten internationalen Erfolg
07.04.2012
Die Entwicklung von Technik, Internet und Medien ermöglichen es nicht nur, in einer kurzen Zeit mehrere Sachen zu erledigen, schnell ans Ziel zu kommen oder eine Person schnell zu erreichen. Die veränderten Bedingungen veränderten auch die Bedürfnisse und die Ansichten einer Gesellschaft. Anstelle des Telegrafen steht  Email bzw. das Telefon,  anstelle  der Schreibmaschinen stehen nun Computer und schließlich anstelle gemalter Bilder gibt es jetzt die Fotografie. Nichtdestotrotz spielt Malerei immer noch eine Rolle in der Gesellschaft. Die malerische Kunst spiegelt die Sitten und Bräuche, die Ansichten und die Vorstellungen einer bzw. mehreren Gesellschaft/en in der jeweiligen Epoche wider.

Seit dem 30. März werden Werke vom österreichisch-ungarischen Malerfürsten des 19. Jahrhunderts Mihály Munkácsy im Künstlerhaus Wien im Rahmen der Ausstellung „Magic & Mystery“ präsentiert. Gleich wie man einen Modedesigner an seinen Modestücken erkennt, erkennt man einen Maler an seinen größten und bedeutendsten Werken. Denkt man an Munkácsy, sind vor allem Bilder wie „Milton und seine Töchter“, das Gemälde, das bei einem Wettbewerb höchste Auszeichnung bekam und dadurch seinen Schöpfer europaweit berühmt machte, von Bedeutung.

Außerdem ist die Christus-Trilogie anzusprechen: „Christus vor Pilatus“, Golgatha“ und „Ecce Homo“. Die Reihenfolge der Bilder entspricht der Geschichte der originalen Passion, wie sie in der Bibel geschildert wird, nicht. In Munkácsy-Variante ist „Ecce Homo“, die schmerzhafte Begegnung mit Pilatus, als dritter Teil dargestellt. Und somit tritt „Golgatha“ an die erste Stelle. Jedes Bild hat eine besondere Geschichte seiner Entstehung. Jedes Bild spricht. In jedem Bild stecken Emotionen, Empfindungen, Vorstellungen und Ansichten einer bestimmten Epoche, die persönlich erlebt, nachempfunden oder wiedererlebt wurden. Um das Bild von Jesus zu malen, ließ Munkácsy sich selbst an ein Kreuz fesseln, ließ sich  in diesem quälenden Zustand fotografieren, um die Empfindungen und Körperbewegungen von Jesus möglichst lebensnahe  wiederzugeben. Ein Gemälde ist somit nicht nur eine Darstellung der Gegenwart oder Vergangenheit. In jedem Bild lebt eine Geschichte, die jeder, der dieses auf einer Auktion oder in einer Gemäldegalerie ergattert hat, auch schätzen sollte. Ansonsten lässt er lieber seine Finger davon.

Wer die Gemälde nicht nur hängend an den Wänden, sondern auch insgesamt in einem Raum zu entdecken weiß, hat bestimmt das Deckengemälde in dem Kunsthistorischen Museum, die „Apotheose der Renaissance“, bemerkt. Dieses entstammt dem Pinsel und dem kreativen Geist von Mihály Munkácsy.

Mit den Jahren ist der gesundheitliche Zustand des Malerfürsten immer wieder schlechter geworden. Geplagt von den Schmerzen quälten ihn die Gedanken über den Tod. Unter dem Einfluss dieser depressiven Empfindungen entstand das Gemälde „Mozart´s Tod“.

Welche Rolle spielen denn die Künstler in der Gesellschaft? Als ich beim Business Circle die Rede von Markus Hierschläger, dem Autor des Buches „Die Durchschnittsfalle“, anhörte, wurde ich besonders aufmerksam, als er von der Rolle der Künstler und der Sänger sprach. Seine Meinung ist, dass diese eine unterhaltende Rolle haben. Es soll auch wer für die Entspannung und Ruhe sorgen. Die Künstler dagegen verewigen die Momente und manche verschönern die Momente oder machen die Realität lebensnahe. Die Ausstellung „Magic & Mystery“ gibt unter anderem Auskunft darüber, wovon die Maler gelebt haben: von den Aufträgen, am häufigsten für die Salonbilder.

Bilder sprechen auch von den Frauen, wie diese im 19. Jahrhundert gesehen wurden und welche Rolle diese in der Gesellschaft spielten. Frauen wurden in der Küche, als Ehefrauen, als Frauen, die sich von ihren Männern verabschieden und auf diese warten, bis sie vom Krieg zurückkehren, sehr oft mit Kindern oder bei diversen Haushaltsaufgaben oder auch nur als "schönes Ausstellungsstück" eines gesellschaftlich höherstehenden Gatten dargestellt.

Will man einen Blick in die gesellschaftlichen Ansichten und die Traditionen einer Epoche bekommen, über die Vorstellungen dieser Zeit, ist eine Gemäldeausstellung dafür der perfekte Ort.


Varvara Shcherbak 
 

die-frau.at