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Flibanserin - Das pinke Viagra für die Frau?
28.01.2023
Flibanserin, das von der deutschen Pharmafirma Boehringer Ingelheim entwickelt wurde, muss täglich eingenommen werden. Bei einer täglichen Einnahme von 100mg soll das Lustempfinden bei Frauen gesteigert werden. Gemessen wird das anhand sogenannter satisfying sexual events – also befriedigender Sexualkontakte. Vor Beginn der Tests hatten die Frauen im Schnitt 2,8 befriedigende Sexualkontakte im Monat. Dazu zählt auch Masturbation und Sex ohne Orgasmus. Diese Zahl stieg dann unter Flibanserin-Einnahme auf 4,5 und bei der Einnahme des Placebos auf 3,7.

Während Viagra auf Männer abzielt, die Sex haben wollen, aber nicht können, ist die Zielgruppe hier eine andere: Frauen, die nicht wollen, aber ein Problem mit dieser Situation haben. Laut einem Aufsatz aus dem Jahre 2003 im Journal of British Medicine (cf Zeit Online) leiden zehn bis dreißig Prozent der Frauen an vermindertem sexuellem Verlangen (hypoactive sexual desire disorder) oder an einer übergeordneten Funktionsstörung (female sexual dysfunction). Das bedeutet, dass im Schnitt jede dritte Frau davon betroffen ist. Kann man da noch von einer Krankheit sprechen? Wird hier nicht anhand falscher Maßstäbe gemessen? Die Sexualität von Frauen und Männern wird einfach gleichgesetzt und die Situation der Frauen wird zu einer Krankheit gemacht, auch wenn sie den Normalzustand darstellt. Kritiker meinen auch, dass die Pharmakonzerne Störungen erfinden, um einen neuen Absatzmarkt zu finden. Es gibt andere Gründe für Libidostörungen, die ein Medikament allein nicht lösen kann, wie etwa seelische oder soziale Probleme.


Wie wirkt Flibanserin?

Viagra steigert die Durchblutung des Penis’. Flibanserin hingegen wirkt nicht an den Geschlechtsorganen der Frauen, sondern im Lustzentrum des Gehirns. Nebenwirkungen können unter anderem Schläfrigkeit, Erschöpfung, Benommenheit und Angstgefühle sein.

Es stellt sich die Frage, ob Frauen überhaupt mit der Hilfe von Medikamenten ihre Libido steigern wollen, und ob die bisherigen Studien überhaupt als repräsentativ angesehen werden können, wenn sie doch an depressiven Frauen durchgeführt worden sind, die vermutlich auch seelische Probleme hatten und daher vielleicht auch unter einem geschwächten Lustempfinden litten.

Vielleicht kann durch dieses Medikament die Anzahl an Sexualakten im Monat gesteigert werden, doch am Ende zählt doch wohl eher die Qualität eines Sexualaktes. Und das kann vermutlich nur mit einem Partner erreicht werden, der auch seine Partnerin befriedigen und so ein gemeinsames erfülltes Sexualleben erreichen will.


(dw)

die-frau.at