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Produkt – Apple-Chairman, Inhalt – der Familienvater und Fan von Bob Dylan
17.10.2011

Steve Jobs ist gestorben. Die Medien zischen vor Berichte über ein Genie, das nicht mehr nachzuahmen ist, es wird einer „Apple-Ikone“ nachgetrauert, die Story über die „außergewöhnlichste Karriere der Hightech-Welt“  ist in aller Munde.

Ein Roboter, eine Maschine, wie eine von denen, die er sein Leben lang gebaut hat. Warum musste er sterben? War sein Tod umsonst? Wie war seine familiäre Situation? Wie viele Kinder hat er gehabt? Wie viele haben davon gewusst, dass Steve Jobs adoptiert wurde und seine Eltern erst mit 17 Jahren kennen gelernt hat? Dass er seine älteste Tochter aus Angst vor dem Betrug seitens seiner ersten Frau gar nicht anerkennen wollte? Und warum nannte er seine erste Erfindung  doch nach ihrem Namen?

Ein großer Rock-Star ist untergegangen, ein bekannter Filmmacher wird nicht mehr die Welt mit seinen Weltprämieren bewundern. Alles dreht sich um den sozialen Status. Man ist nur ein Schild mit dem Stempel: „Job - …“. So bleibt Steve Jobs für immer und ewig in den Köpfen vieler der Gründer und der Langzeit-CEO von Apple, deren Produkte in der ganzen Welt bekannt, beliebt und bestens verkauft sind. Jedoch ein Tod umsonst. Mit 56 Jahren war er noch jung genug, um dabei zu sein, wenn Apple 5 auf den Markt kommt, und weitere Innovationen in die Welt zu setzen. Nach außen ist sein Leben sein Geschäft. Doch nach innen…

Die Medienberichte erzählen zuerst von der Entfernung eines Bauchspeicheldrüsentumors im Jahre 2004, fünf Jahre später von einer Lebertransplantation, der er sich unterzog. Doch seine Krebserkrankung war ihm ungnädig. Sein Leben konnte vielleicht ein neues Hollywood - Blockbuster werden.

Sein Leben, wie das vieler anderer Erdenbürger, war voller Tiefen und Höhen. Die biologischen Eltern von Steven Paul Jobs, Joanne Simpson, Amerikanerin, und Abdulfattah Jandali, der Professor für Politikwissenschaft aus Syrien, haben sich an seinem Werdegang auf welchen Gründen auch immer (der Grund wird in Medien nicht diskutiert und sollte auch nicht das Thema dieses Artikels werden) nicht beteiligen wollen. Seine biologische Mutter (wie schrecklich diese Bezeichnung auch klingen mag, denn welche Mutter gibt es noch? Und wenn ein Kind mehrere Mütter hat, was ist dann eine Mutter?) gab ihn zur Adoption frei. Jobs, nun zu „Eltern“ gekrönt,  Mittelklassenfamilie, die zu den Adoptionen einen geraden Standpunkt hat (Steve Jobs hat eine Adoptivschwester, Patti Jobs, die ein Jahr junger als seine Stief-Schwester ist, nämlich 51), gönnte ihm ein Studium an dem Reed College in Oregon. Dies gehörte zu dem Versprechen an die biologische Mutter von Steve Jobs. Doch wie jeder talentierter Schüler ließ sich das Genie der Apple Industrie durch die Fesseln des Schulsystems nicht abhalten und brach nach dem ersten erfolglosen Semester das College ab, um sich dem Buddhismus zu widmen. Buddhismus in Verbindung mit den Jahren des bewussten Hungerns und Diäten. Kann das ein Zeichen des gelassenen inneren Zustandes sein?

Zu einem Wendepunkt wurde seine Familie: denn sein Leben lang fleißig ohne die Stunden zu zählen arbeitend, wird er auf einmal zu einem vorsorglichen Familienvater, der darauf schaut, dass seine vier Sprösslinge (Lisa Brennan-Jobs(33), Reed(20), Erin Siena(16), Eve(13)) nicht zu viel Fern schauen, gesundes Korn zu sich nehmen und verlässlich die Elterntreffen besucht. Mit seiner Frau, Laurene Powell, die 9 Jahre junger ist als er, seinen lieben Kids in Silicon Valley nennt er sich einen der glücklichsten Menschen auf diesem Planeten.

Und so „normal“ hat er gelebt: war ein Anhänger der demokratischen Partei, sein Musikgeschmack ging von Bob Dylan bis zu den Beatles und Grateful Dead. Seine Wände schmücken die schwarz-weißen Bilder der Berühmtheiten wie Einstein oder bunten Landschaftsfotografien, im Wohnzimmer steht das Bosendorfer Klavier und BMW Motorrad als Zeichen seiner Liebe zum deutschen Maschinenbau. Auch Verrücktheit war für ihn kein fremdes Wort. Manche besagen, dass der Grund dafür, dass er Joan Baez datete, war ihre in der Vergangenheit gebliebene Beziehung mit Dylan.     

Zu einer Anekdote wurde seine lässige Gewohnheit seinen großen Mercedes auf dem Behindertenparkplatz abzustellen. Reich zu sein hat ein wenig Verrücktheit und Zulässigkeit an sich. Seinen besonderen Wahn erklärt er mit einem Wortspiel. Chairman ist ebenfalls im Englischen ein Vorsitzender.  

“I don’t give a shit what I look like,”(“Es ist mir Scheiß egal, wie ich ausschaue”), bekennte er sich mal vor seinen Freunden. Immerhin, man hat in der Früh kein Kopfweh, das man mit Gedanken verschlimmert, was man am nächsten Tag anzieht. Seine „Marke“ sind die Jeans mit Löchern. Es ist natürlich wahr, dass bei einem Multimillionär oft das eine oder andere Auge zugedrückt wird.

Jede Medaille hat ihre Seite. Jetzt kennen wir Steven Paul Jobs. Ohne Schminke, ohne Märchen. Ein Mensch wie er ist mit seinen Macken, Stärken und Schwächen in seinem sinnlosen Kampf gegen den Feind, den er nicht kannte.

Varvara S.

Foto: Joi Ito


die-frau.at