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Wie aus einem Muttersöhnchen ein Mann wird
23.01.2014
„Parzival“ von Wolfram von Eschenbach, der vermutlich aus dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts auf  uns gekommen ist, ist ein Literaturstück, das durch seinen leichten Inhalt sowohl bei den jungen als auch bei den reiferen Generationen gleich gut ankommt und im Schulsystem auch als Teil des Erziehungsprogramms eingesetzt wird.
 
Parzival ist eine Heldengeschichte über einen jungen Mann, der für etwas höheres bestimmt war. Seine Suche nach einem mythischen Gral, dessen Existenz, Form und Standort schon seit mehreren Jahrhunderten die Gedanken der Menschheit beschäftigt, die Frage nach der Ehre und einer zweiten Chance stehen im Mittelpunkt der Erzählung. An unsere Zeit angepasst ist jedoch die Geschichte von Parzival, aufgeführt im Next Liberty unter der Leitung von Bernhard Studlar, als die Erzählung vom Werdegang eines jungen Mannes zu verstehen. Der Gral symbolisiert dabei das Lebensziel, das jeder Mensch vor Augen hat, der Weg dorthin jedoch ist lang und eher mühselig.
 
Zwei weibliche Figuren treten im „Parzival“ auf: seine Mutter Herzeloyde (Florentina Klein) und seine Geliebte Cundwiramur (Alisca Baumann). Die Mutter von Parzival (Sebastian Mock) wird als eine überfürsorgliche Frau dargestellt. Sie behandelt ihren Sohn als ein nicht ausgewachsenes kleines Kind und unterstützt seine Wahl nicht. In ihrer Angst vor der Bestimmung und möglichen Gefahr, die auf Parzival zukommen können, wird ihre Liebe und Fürsorge für ihn zu einem Gefängnis, aus dem er rasch flüchtet.
 
Auf halbem Weg zu seinem Ziel, nur mit dem Sieg über den roten Ritter gerüstet, trifft Parzival auf Cundwiramur. Beide unerfahrenen jungen Menschen verlieben sich und heiraten. Im Mittelalter nicht anders möglich. Cundwiramur setzt sich nun mit ihrem Mutterdasein auseinander, Parzival sehnt sich nach mehr und flüchtet nun, um weiter sein Ziel zu verfolgen.
 

Vibeke Andersen hat mit ihrer Bühnenausstattung die Atmosphäre des Werdegangs und der Suche nach einem Ziel perfekt in ein rechteckiges Objekt in der Mitte der Bühne und eine Art halbkreisförmige Achterbahn verpackt. Die Kostüme der Hauptdarsteller sind eher klassisch-modern gehalten.
 
Die Besetzung des Parzival durch Sebastian Mock war nicht ideal. Man konnte diese jedoch als Anspielung an eine unausgereifte Heldenfigur deuten. Lebhaft und emotional war das Schauspiel von Florentina Klein in der Rolle der Herzeloyde und der Kundry und sie übertraf bei weitem alle anderen Darsteller.

Der leichte Stoff des Stückes und die witzigen Einlagen eignen sich ideal für Kinder ab 10, auch jünger.

VS

Fotos: Lupi Spuma

die-frau.at