Patricia Vincent - das Interview
Patricia Vincent ist eine junge Designerin mit Schaffensbasis in Wien. Im Rahmen des Projektes "Junge Designer" hat die-frau.com mit Patricia Vincent ein Interview geführt.
die.frau: : Kannst Du uns etwas über Dein Design sagen?
Mein Design ist entspannt und klar, ich arbeite mit luftigen, flüssigen Linien und versuche die femininen Aspekte der Trägerin meiner Mode zu akzentuieren.
die.frau: Hast Du eine Modeschule besucht?
Meine Profession beinhaltet viele Teilbereiche, wie Entwurfszeichnung, Schnittkonstruktion und Nähtechniken. Darüber hinaus muss ich mich mit der Vermarktung meiner Arbeit beschäftigen, ich organisiere modebezogene Events und nicht zuletzt lege ich Wert auf eine gute Kundebetreuung. Der Ausgangspunkt meiner Studien war die HBLA Michelbeuern und die Landesinnung Wien der Mode und Bekleidungstechnik, gefolgt von einem Praktikum im Temsamani Couture Atelier. Darauf aufbauend habe ich mich auf autodidaktischem Weg bemüht, meine Nähtechnik zu optimieren. Ich stelle mich gerne der Herausforderung, in all den erwähnten Bereichen besser zu werden und freue mich, wenn ich Neues entdecken kann.
die.frau: Was ist Deine Inspiration?
Inspiration finde ich im Kunstgewerbe, in Architektur, Musik, Natur, Stofftexturen und Mustern, in Parfüms und auf Reisen.
die.frau: Warum bist Du Designer geworden?
Meine erste und einzige Motivation ist die Möglichkeit des freien Ausdrucks eines persönlichen, entspannten Ansatzes in der Mode.
die.frau: Wer ist Deine „Frau“?
Jedes meiner Stücke ist ein Unikat, mit meinen Kollektionen decke ich damit ein breites Spektrum an verschiedenen Persönlichkeiten und Körperformen ab. Ich designe für Frauen, die ein selbstbewusstes Verständnis Ihrer Femininität haben, die in Kunst und Kultur interessiert sind und die nicht notwendigerweise dem letzten Trend nachhecheln wollen.
Rund 80 Prozent meiner Kunden sind Österreicher, ich habe aber auch viele Kunden aus Deutschland, Großbritannien, Japan, den USA und Russland. Meine Kunden kommen aus unterschiedlichen professionellen Bereichen, schätzen aber alle den Wert handgemachter Arbeit.
die.frau: Wie sieht Dein Alltag aus?
Seit rund sechs Jahren besteht ein typischer Arbeitstag aus Zeit, die ich im Atelier verbringe und meiner Zeit zu Hause. Ich liebe es, sowohl hier als auch dort zu sein und das schöne ist, dass ich an beiden Orten meiner Arbeit nachgehen kann. In meinem Atelier werden meine Stücke und Handtaschen fertiggestellt, ich treffe meine Kunden und natürlich organisiere ich meinen Arbeitsplatz selbst. Aber auch zu Hause verbringe ich viel Zeit mit meinem Beruf. Ich schreibe meinen Blog oder E-Mails, kümmere mich um meine Online-Shops und bestelle Materialen.
Dazwischen besorge ich andere Dinge, die ich für mein Atelier und meine Arbeit brauche. So beginnt ein Tag meist zwischen 7 und 8 Uhr und endet gegen 22 Uhr, wenn ich zu Bett gehe. Ein Resultat ist, das ich relativ wenig Zeit für Familie und Freunde habe, aber glücklicherweise verstehen und unterstützen sie mich diesbezüglich, sie wissen, dass ich meinen Beruf sehr intensiv lebe.
die.frau: Was bewegt Dich, was macht Dich traurig?
Vieles bewegt mich, das können kleine, natürliche und ehrliche Reaktionen oder Dinge sein, zum Beispiel ein freundliches Lächeln, ein Kunstwerk, ein Stück Handarbeit, Lebensgeschichten oder auch Dokumentationen über Geschichte, Geographie oder Ahnenforschung…
Traurig macht mich, wenn ich enttäuscht werde, wenn ich mich hilflos oder nicht unterstützt fühle. Enttäuschung und Ungerechtigkeit sind aber die beiden Hauptgründe für Traurigkeit. Wenn mich etwas traurig macht, versuche ich es zum Positiven zu ändern, gelingt mir das nicht, kommt es zum Gefühl der Hilflosigkeit..
die.frau: Was gibt Dir Die Kraft, was ist Deine echte Liebe?
Meine Liebe zu Gott, meinem Mann und meiner Profession.
Das gerade erwähnte zusammen, ohne diese Liebe könnte ich nicht existieren und nicht ich selbst sein. Meine Liebe zu Gott, meinem Mann und meiner Profession.
die.frau: Wie siehst Du die Fashion und was heißt das für Dich?
Mein Ansatz und mein Konzept von Mode ist anders, als das der Mehrheit der Menschen. Mode kann in vielen Formen existieren, als Vision eines Gemütszustandes bis hin zu einem realen Objekt. In meiner Arbeit bevorzuge ich die Sicht von Mode als Wahrnehmung eines Gemütszustandes.
die.frau: In welche Richtung willst Du gehen?
Ich denke, ich werde mich gewissermaßen linear weiterentwickeln, zumal ich mit meinem Ansatz zufrieden bin, und er mir Entwicklung erlaubt. Ein konkretes Ziel ist aber, vermehrt auf internationalen Verkaufsplattformen vertreten zu sein.
die.frau: Willst du uns ein Geheimnis verraten?
Ich habe viele Geheimnisse, also ist es schwer, eines auszuwählen. ?
die.frau: Wo und wie siehst Du Dich in ein paar Jahren?
Ich bin zufrieden mit meiner heutigen Position, also sehe ich mich auch in naher Zukunft im gleichen Zustand.
die.frau: Wo würdest Du gerne leben?
Wien war eine Entscheidung, die ich vor zehn Jahren getroffen habe - und abgesehen von kleineren Unannehmlichkeiten ist es immer noch mein Lieblingswohnort. Seit meinem 12. Lebensjahr habe ich viele Länder und Städte besucht und nirgends hätte ich einen spezifischen Platz nennen können, an dem ich mich hätte niederlassen wollen. Sollte ich mich dennoch entschließen in eine andere Stadt zu ziehen, so wäre das Bukarest, meine Heimatstadt.
die.frau: :Wie heißt Dein Lieblingsbuch?
„Der SS-Staat: Das System der deutschen Konzentrationslager“ von Eugen Kogon.
die.frau: Wie heißt Dein Lieblingssong?
„Disparate Youth“ von Santigold
die.frau: Wie heißt DEin Lieblingsfilm?
„The Pursuit of Happiness“
Sandra Bakula
Foto: Patricia Vincent